Barcamp? Was ist d​as?

Barcamp – meine erste Assoziation war ein Bootcamp, wo Neulinge, Noobs, an unromantischen Orten gequält werden. Die Wirklichkeit des Barcamps hatte damit zum Glück nichts zu tun. Mein erstes Barcamp besuchte ich in der geradezu romantischen Umgebung des Bodensees im schweizerischen Ermatingen auf dem Campus des Unternehmerforums Lilienberg, einer privaten Stiftung initiiert durch den Unternehmer Walter Reist. ​Dort lässt es sich in einem angenehmen Ambiente über Unternehmertum nachdenken und diskutieren.

Führung durch die Räume des Unternehmerforums Lilienberg

In der Wikipedia wird ein Barcamp als „eine offene Tagung mit offenen Workshops definiert, deren Inhalte und Ablauf von den Teilnehmern zu Beginn der Tagung selbst entwickelt und im weiteren Verlauf gestaltet werden.“ Damit sind Barcamps sind eine Anwendung der Open Space Methode, mit der sich Konferenzen unterschiedlicher Größe strukturieren lassen und die eine Offenheit sowohl in den Inhalten als​ auch bei den Teilnehmern vorsieht. Der Nutzen für die Teilnehmer entsteht zum einen im Networking untereinander, zum anderen aber auch durch die Teilnahme an Sessions. Die Planung der Sessions erfolgt gemeinsam zu Beginn des Tages. Jeder Teilnehmer kann zugleich auch Referent oder Moderator sein und eine Session gestalten. Eine Session dauert jeweils um 50 Minuten. Je nach Anzahl der Teilnehmer laufen mehrere Sessions parallel ab. Damit die Inhalte und Ergebnisse einer Session nicht flüchtig sind, halten Teilnehmer ihre Erkenntnisse in Wikis oder Blogs fest. So lässt sich später auch das Wesentliche aus einer parallelen Session, an der man nicht teilgenommen hat, nachlesen. Nicht unüblich ist, dass Teilnehmer direkt per Twitter, Google+ oder Facebook unter einem verabredeten Hash-Tag direkt vom Barcamp berichten. Die Veranstaltung ist in der Regel für die Teilnehmer kostenfrei oder aber mit einem geringen Beitrag zur Deckung der Kosten, insbesondere für das Catering, verbunden.

Das Better Business Camp 2​014

Mein erstes Barcamp war nun das Better Business Camp in Ermatingen. Schon der Titel der Veranstaltung und der Veranstaltungsort weckten die Erwartung, dass sich dieses Barcamp auf Business-Themen foku​ssieren würde und auch die Teilnehmer eine entsprechende Herkunft hätten. Die Lage am Drei-Länder-See hatte außerdem auch Teilnehmer aus Deutschland und der Schweiz nach Ermatingen gelockt – leider nicht aber auch aus Österreich. Mit unter 20 Teilnehmern blieb das Interesse an dem Barcamp auch unter den Erwartungen. Man hat sich daher bereits vorgenommen, im kommenden Jahr für eine höhere Aufmerksamkeit zu sorgen. Auf Qualität und Quantität der Sessions hatte die geringe Teilnehmeranzahl keine Auswirkungen: rund 20 Sessions wurden in zwei Tagen in zwei parallelen Tracks angeboten. Außerdem entstand schon beim Begrüßungs-Kaffee unter den Teilnehmern, die sich teilweise zuvor nicht kannten, eine freundschaftliche Atmosphäre. Wie in der Schweiz nicht unüblich, sprach man sich mit dem Vornamen und per Du an, gleich ob Geschäftsführer, Professor oder Sachbearbeiter.

Einige Teilnehmerinnen während der Planung der Sessions

Die Sessions hatten folge​nde Themen:

  • Office in der Cloud
  • Brainstorming: CIO bei einem internationalen Technologieunternehmen
  • Better Business mit Word of Mouth (Mund-zu-Mund-Propaganda)
  • Crowdsourcing am Beispiel von Googles Augumented Reality Spiel „Ingress“
  • Sales Software Services verkaufen
  • QR-Codes: Wie effizient einsetzen? Wie messen?
  • Innovations- und Anforderungsmanagement: Der Marktplatz der Verbesserung
  • Brainstorming: Whiteboard-Videos
  • Brainstorming: Was können wir organisatorisch gebrauchen?
  • Marketing & Sales ohne Social
  • Sieben Gründe für Google+
  • Erfahrungsaustausch Word of Mouth: Was führt zu Weiterempfehlungen von Freiberuflern?
  • Content Marketing im Social Web
  • Backup auf Macs
  • Job- und Projektsuche mit Business Social Media
  • CRM – Erfolgsfaktoren und Fallstricke
  • Wie erkenne und finde ich die richtigen Kunden?
  • Ideale Form von Marketing und Akquise, Marktanalyse, Preisgestaltung

Session: Word of Mouth – wie kommt es zu Weiterempfehlungen?

Session: Ideale Form von Marketing und Akquise, Marktanalyse, Preisgestaltung

Über Menschen​

Ein besonderes Highlight setzte das Abendprogramm, wo es in einem spielerischen Selbstversuch viel über den Menschen, Täuschen, Verdächtigen und Ablenken zu lernen gab. Den Rahmen setzte das „Werwolf-Spiel“. Gespielt wurde es mit den Rollen Spielleiter, 2 Werwölfen, jeweils einem Heiler und Seher. Die übrigen Spieler waren Dorfbewohner, die versuchten, jeweils am Morgen nach einer Attacke die Werwölfe in den eigenen Reihen zu identifizieren und unschädlich zu machen.

Von Schuldigen und Unschuldigen: Wer sind die Werwölfe?​

Das Spiel sorgte in jedem Fall für kurzweilige Unterhaltung und hatte eine enorme strategische Komponente. Die Gruppendynamik konnte jedenfalls für keine Kumulation der Menschenkenntnis ​sorgen, denn so mancher Dorfbewohner wurde trotz Beteuerung seiner Unschuld gelyncht, während der eine oder andere Werwolf geschickt intrigierte. Das Spiel machte so viel Spass, dass Planungen aufgenommen wurden, um sich alle ein bis zwei Monate zu einer Werwolf-Runde irgendwo zwischen Konstanz und Singen zu treffen.

Fazit​

Selbstdarsteller und Nerds? Fehlanzeige auf dem Better Busin​​ess Camp. Ich konnte jedenfalls viele Anregungen für die Praxis mitnehmen, sei es was die Preisgestaltung für einen Berater betrifft, wie man zu guter Mund-zu-Mund-Propaganda kommt, oder worauf man bei Inhalten für den eigenen Blog achten sollte. Auch die Gestaltung der eigenen Sessions hat mir Spass gemacht. Hier stand weniger im Vordergrund, eine Idee oder Dienstleistung zu verkaufen, sondern Feedback einzusammeln. Bei einigen Sessions, wie der zur Verwendung von Whiteboard-Videos, war gar nicht erst ein Experte anwesend. Zu der Session kam es, da mehrere Teilnehmer Interesse zeigten, mehr über dieses Format zu erfahren, so dass dann in der Session gemeinsam das Format untersucht und Anwendungsmöglichkeiten aber auch Risiken erarbeitet wurden.

Als nicht nur vorteilhaft habe ich die Homogenität der Teilnehmer empfunden: ein großer Teil hatten einen Marketing, Sales oder Social Media-Hintergrund. Vermisst hatte ich Geschäftsführer und Inhaber, die meine Zielkunden sein könnten. Denn ein Barcamp – das weit entfernt von einer Verkaufsveranstaltung sein sollte – könnte eine sinnvolle Plattform zur Begegnung mit potentiellen Kunden sein, um Konzepte und Idee zu diskutieren und sich Feedback geben zu lassen. Umgekehrt würde man die Möglichkeit haben, zu erkennen, welchen Bedarf Unternehmen derzeit haben und welchen konkreten Herausforderungen sie sich zu stellen haben. Daraus ließen sich dann Lösungen und Konzepte erarbeiten, die man schließlich in Form einer Dienstleistung oder eines Produkts anbieten könnte.

Auf jeden Fall möchte ich allen Teilnehmern und insbesondere auch den Organisatoren rund um Oliver Gassner danken.

Empfe​hlung

Barcamp? Auf jeden Fall mal eines besuc​hen und eigene Eindrücke sammeln! Nicht nur als Wissensarbeiter, Kreativer, Manager, Inhaber oder Berater ist die Teilnahme interessant. Man kann ungezwungen in einem offenen Raum Ideen diskutieren und wird zum Querdenken angeregt. Natürlich besteht das Risiko, dass Themen, für die man sich interessiert kaum andere Teilnehmer ansprechen. Unwahrscheinlich ist allerdings, dass keine Sessions angeboten werden, aus denen man selbst etwas mitnehmen könnte. Etwas ist immer dabei. Und eines ist auch garantiert: man tut etwas für sein Netzwerk. Und die persönliche Atmosphäre kommt dabei gerade auch denen zu Gute, denen es sonst schwer fällt auf fremde Personen zuzugehen.

 

Links​

 

Twitter-Tweets zum Better Business Camp

Google+ Posts zum Better Business Camp

Better Business DACH Blog

Better Business DAH Google+ Community

Veranstaltungsseite Better Business Camp 2014

Veranstaltungsseite Barcamp Bodensee 2014

 

Andere Blog-Artikel zum Better Business Camp​

 

WOM und mehr am Better Business Camp von Mark Leinemann

Better Business Camp 2014 von Anna Schmidt

 

7 Lektionen beim Better Business Camp von Urs E. Gattiker

betterbusinesscamp 2014 – so war`s von Jana Akyildiz​

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